Holocaust-Überlebender zu Gast

Am Dienstag, den 19.11.2019 erlebten die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse der Otto-Lilienthal-Realschule Wilhelmsdorf einen Geschichtsunterricht der besonderen Art. Auf Einladung von Herrn Dr. Lindel war der Holocaust-Überlebende Josef Salomonovic nach Wilhelmsdorf gekommen, um in einem gut zweistündigen Zeitzeugenbesuch von seinen Erlebnissen in insgesamt 8 Konzentrationslagern und Ghettos zu berichten sowie Fragen der Schülerinnen und Schüler zu beantworten.
Die 9. und 10. Klässler hatten sich gut im Geschichts-, Politik-, Religions- und Ethikunterricht auf den stattfindenden Zeitzeugenbesuch vorbereitet und gemeinsam mit ihren Lehrkräften Hintergrundwissen zum Antisemitismus und zum Holocaust während der NS-Zeit erarbeitet. Gespannt lauschten sie dem gut 40-minütigen Vortrag von Josef Salomonovic, der im Alter von 3 Jahren zunächst nach Polen deportiert worden war und in den Folgejahren über das Ghetto Lodsch unter anderem die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Stutthof und Flossenbürg überlebte und der im Jahr 1945 von der SS bereits zur Ermordung vorgesehen war. Die Luftangriffe auf Dresden in der Nacht vom 13. April 1945 und das dadurch entstandene Chaos bei den SS-Wachmannschaften retteten ihm in dieser Situation das Leben. Als das KZ Flossenbürg vor der anrückenden Roten Armee evakuiert wurde, flüchtete Josef Salomonovic zusammen mit seinem Bruder und seiner Mutter während eines Todesmarsches Richtung Passau und überlebt versteckt in einer Scheune bis zur Befreiung durch US-Truppen.
Während Josef Salomonovic spricht, ist es mucksmäuschenstill in der mit über einhundert Schülerinnen und Schülern besetzten Aula der Realschule. Die Schülerinnen und Schüler hören aufmerksam und mit bewegten Gesichtern zu, als Josef Salomonovic erzählt, dass ihm ein Löffel, den er zum Zerkleinern von Nahrung brauchte, da er aufgrund von Mangelernährung nur wenige Zähne hatte, das tägliche Überleben in den Konzentrationslagern gesichert hat.
Im Anschluss an den Zeitzeugenbericht hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen an Josef Salomonovic stellen – wovon sie auch reichlich Gebrauch machten. Die Fragerunde wurde von Herrn Meinl, der zusammen mit Frau Hugel vom Maximilian Kolbe Werk diesen Zeitzeugenbesuch ermöglicht hat, moderiert. „Empfinden Sie heute Hass?“, möchte ein Schüler wissen. Josef Salomonovic verneint, denn der Hass würde ihn nur innerlich zerfressen. Dennoch blieben seelischen Wunden und Nächte, in denen er schlecht schlafen könne, wenn er an das Erlebte denke.
Aber das Wichtigste sei ihm und darauf verwies auch Herr Meinl, dass man sich, gerade auch in den heutigen Zeiten, entscheiden muss, ob man bei Ungerechtigkeit einfach nur zuschaut oder ob man den Mut hat, dem Unrecht, und wenn es nur mit der eigenen Stimme ist, entgegenzutreten.
Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich deutlich bewegt, nachdem die Fragerunde beendet ist.
„Ich war berührt darüber, wie offen und ehrlich Herr Salomonovic von seiner Geschichte erzählt hat. Es ist so schrecklich, dass man es nicht in Worte fassen kann. Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nicht in Vergessenheit gerät und dass es sich nicht wiederholt!“, sagte Larissa Germann, erste Schülersprecherin der Otto-Lilienthal-Realschule Wilhelmsdorf.
Lange wird es nicht mehr möglich sein, dass Holocaust-Überlebende von ihren Erfahrungen berichten können, daher ist es jetzt umso wichtiger, dass die noch verbliebene Zeit genutzt wird, um den Schülerinnen und Schülern aufzuzeigen, welche Folgen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit haben können, und ihnen zu vermitteln, wie wichtig Demokratie und Menschenwürde sind. Hierzu hat der Zeitzeugenbesuch von Josef Salomonovic mit Sicherheit ein Stück beigetragen.

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